Die russischen Staatsmedien verkünden es bereits: Mit der neuen BRICS-Handelswährung soll der Goldstandard zurückkehren. Und das ist erst der Anfang – denn mittlerweile haben wohl bereits 41 Länder um eine BRICS-Mitgliedschaft angesucht. Die Entwestlichung und die Entdollarisierung der Welt beginnt. Und der Goldpreis? Der wird wohl deutlich steigen.
Es waren der Vietnamkrieg und das Ende der US-Haushaltsdisziplin, die dem Goldstandard schlussendlich den Todesstoß versetzten, als US-Präsident Nixon im Jahr 1971 dessen Suspendierung verkündete. Die Dollar-Druckerei hätte die Vereinigten Staaten schlussendlich sämtliche Goldreserven gekostet, was sich Washington einfach nicht leisten konnte und wollte. 1973 war dann das Wechselkurssystem von Bretton Woods endgültig Geschichte. Das Fiat-Geld bestimmte von da an die Welt – und das „schwarze Gold“, das Erdöl, wurde nun der Garant für eine beständige Dollar-Nachfrage. Denn Washington konnte Saudi-Arabien dazu bringen, das Ölkartell OPEC den Verkauf des wichtigen Rohstoffs nur mehr in US-Dollar abwickeln zu lassen. Die Schaffung des Petrodollars ließ es zu, dass die Amerikaner weiterhin Dollars drucken konnten, ohne dass es zu einer Hyperinflation kam.
Bis in die heutige Zeit spielt der US-Dollar eine gewichtige Rolle im internationalen Handel, zumal wichtige Rohstoffe (Öl, Gas, Gold, Weizen, Mais, Reis, Soja usw.) auf den Märkten weiterhin in Dollar fakturiert werden. Selbst die Europäer mit „starken“ Währungen wie dem Euro, dem Britischen Pfund oder dem Schweizer Franken, müssen sich mit US-Dollars eindecken, um diese Güter im Ausland zu kaufen. Doch das ändert sich seit einigen Jahren schrittweise. China hat eine eigene Goldbörse in Shanghai etabliert, in der das Edelmetall nicht nur in Gramm anstatt in Unzen, sondern auch in Yuan berechnet wird. Hinzu kommen immer mehr Handelsabkommen, in denen Länder wie China, Russland, Indien, Brasilien, der Iran, die Türkei und mehr auf die nationalen Währungen setzen. Die umfangreichen Finanzsanktionen gegen Russland im Zuge des Einmarsches in die Ukraine haben diese Entdollarisierungsbestrebungen weiter verstärkt.
Die BRICS-Länder haben deshalb schon vor einiger Zeit verlautbaren lassen, an einer neuen gemeinsamen, rohstoffgebundenen Handels- bzw. Reservewährung zu arbeiten. Details dazu gab es bisher allerdings noch nicht. Bis heute. Denn die russischen Staatsmedien verkünden bereits, dass diese neue Währung, die beim BRICS-Gipfel im August im südafrikanischen Durban vorgestellt werden soll, an Gold gebunden sein wird. Und diese wird wohl nicht nur von diesen fünf Staaten verwendet. Den Meldungen zufolge gibt es bereits ganze 41 Staaten, die Mitglied einer künftigen „BRICS+“ sein möchten – und damit auch ein Zeichen gegen den US-geführten Westen setzen.
„Die offizielle Ankündigung wird voraussichtlich während des BRICS-Gipfels im August in Südafrika erfolgen“, berichtete Kitco am Wochenende. „Auf den ersten Blick klingt eine neue Transaktionseinheit, die mit Gold unterlegt ist, nach gutem Geld – und sie könnte in erster Linie eine große Herausforderung für die Hegemonie des US-Dollars sein“, sagte Thorsten Polleit, Chefvolkswirt bei Degussa. Er fuhr fort: „Damit die neue Währung so gut wie Gold ist, also eine wirklich solide Währung, muss sie bei Bedarf in Gold konvertierbar sein. Ich bin mir nicht sicher, ob dies den Vorstellungen Brasiliens, Russlands, Indiens, Chinas und Südafrikas entspricht. Die Verwendung von Gold als Geld, als Rechnungseinheit, wäre ein echter Wendepunkt, daran besteht kein Zweifel. Es könnte zu einer starken Abwertung vieler Fiat-Währungen gegenüber dem gelben Metall führen (einschließlich der Fiat-Währungen der BRICS-Staaten) und die Warenpreise in Fiat-Währungen in die Höhe treiben. Es könnte ein Schock für das globale Fiatgeldsystem sein. Ich bin mir nicht sicher, ob dies die Absicht der BRICS ist.“
Es bleibt also interessant, in welche Richtung sich das Ganze in den kommenden Monaten und Jahren entwickeln wird. Anstelle eines globalistischen „Eine-Welt-Systems“ könnte es in Richtung einer multipolaren Welt mit mehreren parallelen Systemen gehen. Denn neben den BRICS-Ländern gibt es auch in Afrika und in Lateinamerika entsprechende Bestrebungen, sich vom Dollar-System zu lösen. Die Welt, in die unsere Kinder und Kindeskinder hineinwachsen, wird eine völlig andere sein als die unsere. Doch sind wir – werden sie – darauf vorbereitet?